Eberhard

Eberhard Carl Siegismund von Rothkirch und Panthen (1.431), Mitgründer und erster Präsident des Christlichen Vereins Junger Männer, (CVJM) in Berlin.

„Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“

Dieses Wort aus dem Neuen Testament (Hebräerbrief, Kap.13, Vers 8) stand auf dem Grabkreuz aus schlesischem Granit, das, seinem Wunsch entsprechend, auf dem Familienfriedhof unter den alten Linden neben der kleinen Kirche in Groß Schottgau errichtet worden war.

Am Nachmittag des 19. Dezember war Eberhard dort beigesetzt worden im Beisein seiner Geschwister, seiner Verwandten und Freunde, vieler Mitglieder des von ihm gegründeten CVJM-Breslau, einer großen Zahl von Schottgauer Einwohnern und des Musikkorps seines früheren Truppenteils, des Hirschberger Jäger-Bataillons. Er war am Freitag, dem 15. Dezember 1911 in seiner Berliner Wohnung im Hospiz des CVJM in der Wilhelmstraße 34 still und ganz unerwartet gegen 11 Uhr, im Alter von 59 Jahren, heimgegangen (Ulrich v. Hassel, Eberhard von Rothkirch, Berlin 1912, S. 264, 265).

Eberhard wurde am 3.August 1852 in Groß-Schottgau geboren, als dritter Sohn und viertes Kind von Oskar Siegesmund von Rothkirch und Panthen (1.403) und dessen Ehefrau Helene geb. von Rosenberg (a.d.H. Puditsch, Kreis Trebnitz in Schlesien).

Nach der Erziehung im Elternhaus und der Ritterakademie in Liegnitz trat er 1869 in das Jäger-Bataillon Nr. 5 in Hirschberg im Riesengebirge ein.

Als 18jähriger Oberjäger zog er mit seinem Bataillon in den deutsch-französischen Krieg, der mit der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen am 15.Juli 1870 begonnen hatte. Kurz vor Kriegsende wurde er bei Sedan, im Bois de Garenne, schwer verwundet. Sein rechtes Bein mußte amputiert werden. Die Beförderung zum Leutnant und die Verleihung des Eisernen Kreuzes konnten ihn nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Offizierslaufbahn damit zu Ende war.

Nach langer, schmerzreicher Genesungszeit – sein Vater hatte ihn aus Frankreich nach Schlesien heimgeholt – begann er im Jahr 1875 mit dem Studium der Forstwissenschaft. 1878, nach Abschluß desselben, fand er an der Königlichen Hofkammer zu Berlin als forstlicher Hilfsarbeiter Anstellung, konnte aufgrund seiner Behinderung jedoch nur Bürodienst tun.

1882 wurde Eberhard zum Forstmeister ernannt. In dieser Zeit lernte er in Berlin den in der christlichen Jungmänner-Mission tätigen Deutsch-Amerikaner Friedrich von Schlümbach kennen. Mit diesem und seinem Freund Graf Eduard von Pückler gründete er am 22. Januar 1883 den Christlichen Verein Junger Männer als den ersten CVJM in Deutschland und wurde dessen erster Präsident. In den folgenden Jahren wuchs mit dem CVJM Berlin der Einfluß dieser Bewegung in Deutschland und weitere Christliche Vereine Junger Männer entstanden in den Ländern des Deutschen Reiches. Eberhard von Rothkirch ging ganz in dieser Missionsarbeit auf und ,,von Jahr zu Jahr wurde ihm klarer, daß sie das Werk seines Lebens“ war (U. von Hassel a.a.O. S. 121 ff.).

Im Oktober 1885 konnte das neuerbaute Vereinshaus in Berlin, Wilhelmstraße 34, in Anwesenheit der Kaiserin eingeweiht werden. Eberhard fand in dem auf dem gleichen Grundstück stehenden Hospiz seine Wohnung in zwei kleinen Zimmern des Erdgeschosses, mit Fensterblick über den Garten auf das neue Vereinshaus. ”In ihnen hat er bis zum letzten Augenblick seines Lebens gewohnt. Welcher Segen ist von diesem sehr bescheidenen Wohnzimmer in dieser Zeit ausgegangen! Jeder, der Rothkirch in diesem Zimmer besuchte – und es sind Tausende gewesen, die das getan haben – hat das erfahren. Nicht mit Unrecht hat Pastor Paul le Seur ihn einen der gesegnetsten Seelsorger genannt, die unserer evangelischen Kirche je geschenkt worden sind (U.v. Hassel a.a.O.).

1998 wurde in Berlin eine Eberhard-von-Rothkirch-Stiftung errichtet, zu der es 2018 auf der Seite des CVJM Berlin heißt:

„Nach wie vor unterstützt die Stiftung laut Satzung Vorhaben von Vereinen, die christliche Jugendarbeit und Jugendhilfe sowie christliche Bildung und Erziehung fördern. Insbesondere sollen Vorhaben von CVJM Vereinen in Ostdeutschland gefördert werden, die Mitglied in der AG der CVJM Deutschlands sind.

Alleine in den vergangenen drei Jahren konnten ca. 65.000,00 € aus den Erträgen des Stiftungsvermögens an bis zu elf Vereine ausgegeben werden. Wir hoffen, dass diese Möglichkeit auch in Zukunft erhalten bleibt und CVJM Vereine in Ostdeutschland diese Chance zur Unterstützung ihrer christlichen Jugendarbeit nutzen.“