Leonhard Joseph

Leonhard Joseph Graf von Rothkirch und Panthen (1.332), General‑Quartiermeister (Generalstabs-Chef) der k.k. österreichischen Armee von 1835 bis 1841.

„Die Koriphäen der österreichischen Armee, welche gegen das leuchtende Meteor des Jahrhunderts, von seinem Aufgange in Korsika bis zum Niedergang auf St.Helena, muthig gekämpft, haben sich mächtig gelichtet. Zwar grünt der Baum des Ruhmes, um den sich Osterreichs Lorbeeren schlingen, ewig fort; aber die Blätter haben gewechselt. Es ist heilige Pflicht der Zeitgenossen, die abgefallenen aufzulesen, und sie in der Urne der Erinnerung ehrend und dankbar für die Nachwelt aufzubewahren.“(1)

Leonhard Joseph, am 6.November 1773 in Pahrendorf in Ungarn geboren, war der dritte Sohn Johann Leopold Balthasar Freiherrn von Rothkirch und Panthens (1.291) und dessen Gemahlin Maria Elisabeth geb. Freiin von Wallbrunn zu Parthenheim a.d.H. Meistersdorf. Sein Vater „trat, nachdem im vorigen Jahrhundert Schlesien an Preußen gefallen war, nebst seinen Brüdern, aus alter Anhänglichkeit an das angestammte Regentenhaus, in österreichische Kriegsdienste, in denen er im Jahre 1784 als Major starb.“(2) Wie sein älterer Bruder Leopold (1.331) wurde er in der k.k. Militairakademie zu Wiener-Neustadt erzogen und trat am 9. 0ktober 1791 als Fahnencadett in das Linien-Infanterie-Regiment Graf Strassoldo, Nr.27, welches damals in Graz in Garnison lag, ein. Bald machten Rothkirch’s ausgezeichnete Eigenschaften, seine vielseitige Verwendbarkeit, sowie sein ernstes, gesetztes Wesen den einflussreichen Männern in der Armee werth.(3)

Am 16.Juni 1795 wurde er als Oberleutnant in den General-Quartiermeisterstab (Generalstab) versetzt. In den folgenden Jahren als Front-und Generalstabs-Offizier bewährt, wurde Leonhard am 7.August 1813 zum Oberst befördert und Chef des Generalquartiermeister-Stabes des Korps Graf Klenau.

In der Schlacht bei Leipzig, 16.-18.0ktober 1813, zeichnete er sich wiederum durch Umsicht und Tapferkeit aus und erhielt den Maria Theresien-Orden durch kaiserliches Handschreiben vom 30. 0ktober 1813.

”Unterm 22.Januar 1826 erhob Kaiser Franz I. ihn und seinen Bruder Leopold in den erblichen Grafenstand. 1830 wurde er nach Wien berufen und ihm die Leitung der Geschäfte des General-Quartiermeister-Stabes übertragen. Während der beinahe 10jährigen Dauer derselben erfolgte am 16.Januar 1832 seine Beförderung zum Feldmarschall-Leutnant und 1834 die Verleihung der Inhaberwürde des 12. Infanterie-Regiments. Auch wurde er 1835 zum Beweis der besonderen kaiserlichen Gnade zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt.“(4)

(1) W.v.Gebler, Österreichische militär. Zeitschr., Heft 5, Wien 1844, S.2.

(2) Valerius Frh. v. Rothkirch, STAMMBUCH DES GESCHLECHTS VON ROTHKiRCH, S. 65 ff.

(3) W. v. Gebler, a.a.O. S.2.

Am 15.August 1840 erfolgte seine Ernennung zum Kommandierenden General in Illyrien, Inner-Österreich und Tirol.

Am 2I.Mai 1811 hatte Leonhard in Panthenau, Kreis Liegnitz in SchlesienFreiin Juliane Charlotte von Rothkirch und Trach (1.335) a.d.H. Panthenau-Bärsdorf geheiratet. Er hatte sie in Bad Landeck in Schlesien kennen gelernt, wo er sich zur Pflege seiner Wunden aufhielt. Der Ehe entsprossen drei Töchter und zwei Söhne. Die Ehen beider Söhne blieben leider kinderlos, sodaß mit ihnen die Panthener Linie der Familie von Rothkirch mit Lothar Aurelio Carl Leopold Graf von Rothkirch und Panthen (1.374), dem jüngeren Sohn Leonhards, Ende des 19. Jahrhunderts erlosch.

Leonhard Joseph starb am 10. Juni 1842, nachts 11 Uhr in Wien und wurde dort begraben. Der Friedhof besteht nicht mehr; wohl aber wurde zu Ehren Leonhards im heute 12. Bezirk Wiens eine Straße nach ihm benannt, die noch heute “Rothkirch-Gasse“ heißt. – Leonhards Frau starb am 28.April 1872 in Graz und wurde dort beigesetzt.

Leonhard war auch poetisch begabt. Er schrieb zwei Trauerspiele und eine Reihe von Gedichten. Ein Teil davon wurde von seinen Kindern 1848 bei Carl Gerold in Wien herausgegeben. Der Gedichtband kann hier komplett nachgelesen werden.

Bruchstücke seiner lyrischen und dramatischen Dichtungen befinden sich in Friedrich Schlegels Museum und Hormayr’s Archiv für Geschichte in Wien.(1)

(1) Valerius Frh.v.Rothkirch, STAMMBUCH DES GESCHLECHTS VON ROTHKIRCH, S. 68. vergl. Auch Burgenländische Heimatblätter, Band III, 1934, S. 93.