Massel

Haus Massel, Südseite, Foto ca. 1912

Das Angerdorf Massel (Maslow) liegt ca 27 km nördlich von Breslau. Von dort wählt man die Straße nach Militsch (Milicz). Nach 21 km erreicht man die Kreisstadt Trebnitz (Trzebnica). Nach weiteren 5 km kommt rechterhand ein Abzweig nach Massel, das von hier nur noch 1 km entfernt liegt. In Massel muß man an der alten Dorfkirche links abbiegen nach Neuwalde (Blizocin), um am nördlichen Rand des Dorfes das ehemalige Gut zu finden.

Die Besitzergeschichte von Massel lässt sich zurück bis ins 15. Jahrhundert gut verfolgen. Damals gehörte es der Familie v. Kittlitz. Später erwarben es die Burggrafen v. Dohna, die es 1599 an die Familie v. Kreckwitz und Lancken veräußerten. Diese gaben das Gut weiter an die v. Bethusy-Huc. Von denen erwarb es 1669 Friedrich Adam Jaroslaw v. Rothkirch (1.356). Er hat es offensichtlich nicht lange besessen, denn für die Jahre 1706 bis 1708 erwähnt die Literatur den Bau und Neubau des Gutshauses durch Friedrich v. Kreckwitz und Lancken. Die v. Kreckwitz verkauften das Gut jedoch wieder; spätere Besitzer sind die Familie v. Kloch und abermals die Grafen v. Bethusy-Huc. Erst im Jahr 1869 erwarb Jaroslaw v. Rothkirch und Panthen (1.397) Gut und Haus erneut unserer Familie. Das Haus in Massel wurde von unseren Vorfahren nicht lange bewohnt. Jaroslaw starb 1893, sein Erbe, der als Kurt von Neurode schriftstellerisch bekannt gewordene Kurt Franz Friedrich Adolph Maria von Rothkirch und Panthen (1.422) bewohnte es nicht; erst ab 1900 lebten für 45 Jahre bis zur Vertreibung wieder Rothkirchs in dem Haus. Kurt gab das Gut an Kurt Wilhelm (1.477) weiter, der am 6. März 1943 im Feldlazarett Stalino in der Ukraine seinen Verletzungen erlag. Dessen Erbe war sein Sohn Thilo Kurt Walter (1.516), der letzte deutsche Besitzer.

Das Haus in Massel ist in den Jahren 1706 bis 1708 als ein einfacher barocker sechsachsiger und zweigeschossiger Bau mit gebrochenem Walmdach errichtet worden, von einem Wassergraben umgeben. Im Klassizismus, also der Zeit um 1800, kam der elegante, mit seinem Dreieckgiebel bis über die Dachtraufe reichende, von vier Säulen getragene Portikus hinzu. Hierdurch erhielt das ursprünglich einfache Haus seine Noblesse. Das antikische Mäandergesims zwischen den beiden Stockwerken sowie die Fruchtgehänge unterhalb der oberen Fenster stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Die ionischen Säulen ließ man fast bis zur Unkenntlichkeit mit Efeu oder ähnlichem bewachsen. Dahinter verbarg sich auf die Art und Weise ein gemütlicher und viel benutzter Terrassenplatz, zu dem eine geschwungene Freitreppe führte.

Rothkirchs haben an dem Äußeren des Hauses bis auf den Bewuchs der Säulen so gut wie nichts gestaltet, anders verhielt es sich dagegen im Inneren. Dies mag beispielhaft die sogenannte Diele bezeugen, die ganz im Stil des Historismus, wahrscheinlich durch Kurt (1.422) eingerichtet wurde. Dessen Erbe Kurt Wilhelm (I.477) ließ nach 1900 den ehemaligen Wallgraben zuschütten; dabei fand man römische Münzen, die auf ein früheres Siedlungsgebiet hindeuteten.

Haus Massel, Diele, Fotografie, ca. 1900

Am 2. Juni 1945 wurde das Haus restlos zerstört; zu Kriegsende hatte noch eine SS-Einheit in Massel Quartier bezogen und damit wohl den Untergang des Hauses heraufbeschworen. Heute existiert dem ehemaligen Herrenhaus nur noch ein sich nicht mehr egalisierender Schutthaufen.

Haus Massel, 1945 zerstört, Foto Johanna v. Voß (I.566) 1978

Die Patronatskirche

Von der ehemaligen Patronatskirche in Massel gibt es keine historischen Nachrichten. Sie stammt, wie viele schlesische Dorfkirchen, wahrscheinlich mindestens aus der gotischen Zeit. Im 17. oder 18. Jahrhundert wurde sie durch Fachwerkanbauten erweitert. Der dicke Glockenturm könnte in seinen Ursprüngen aus romanischer Zeit stammen. Er trägt eine barocke, durch Klangarkaden unterbrochene Dachhaube.

Haus Massel, Patronatskirche, Foto ca. 1912

Im Jahr 1983 befand sich die Kirche in einem desolaten Zustand; ihr Eingang war verbrettert. Die außen angebrachten Grabplatten gab es noch. Die auf dem Friedhof befindliche Familiengruft hatte man aufgebrochen; in ihrem Inneren war ein Kreuz zu erkennen. Die übrigen Gräber machten einen ungepflegten Eindruck.

Massel, Topographische Karte 1:25.000

Literatur

Sybille Gräfin von Stosch geb. von Rothkirch und Panthen (1.476): Bericht über Besitz und Haus Massel. Unveröffentlichtes Manuskript o.O. 25.11.1978.

Josef von Golitschek: Schlesien – Land der Schlösser. Mannheim 1978. 

Valerius Freiherr von Rothkirch und Panthen (1.407): Stammbuch des Geschlechts von Rothkirch, Breslau, Joseph Max & Comp. 1879.

Johanna von Voß geb. von Rothkirch und Panthen (I.566): Bericht über die Reise nach Schlesien. Unveröffentlichtes Manuskript o.0. 1983. 

Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Amtliches Gemeinde- und Ortsnamenverzeichnis der deutschen Ostgebiete unter fremder Verwaltung, Band II und III. Remagen 1955.