Mathilda Wilhelmina Freiin Rotkirch (II.301)
Nach einer Biographie von Helene Westermarck.
(Gekürzte Übersetzung aus dem Schwedischen.)
Mathilda Rotkirch war Finnlands erste Kunstmalerin. Als der finnische Kunstverein 1846 mit dem Ziel gegründet wurde, die bei uns erst erwachende Kunst zu fördern und zu stützen, hatte Mathilda Rotkich ihren Pinsel, den sie mit so großer Begeisterung aufgenommen hatte, schon für immer aus der Hand gelegt.
Damals gab es nicht viele Männer, die Kunst für sich als Beruf ansahen. Für eine Frau war es undenkbar, sich mit Zeichenstift und Pinsel anders als dilettantisch zu beschäftigen. Da Mathilda Rotkirch aber schon früh Talent zum Zeichnen und Malen zeigte, fand sie bald innerhalb der Familie Sympathie und Ermunterung, ihr Talent, an welchem sie ebenso, wie ihr Familienkreis Freude hatte, zu entwickeln, ohne dass es gleich als Beruf angesehen zu werden brauchte.
Sie hatte, wenn auch unbewußt, ihre eigene Kunstauffassung, die sich während ihrer fortlaufenden Studien weiter entwickelte, wie Briefe und Tagebuch-Aufzeichnungen von ihr beweisen. Während ihrer Stockholmer Studienzeit lernte sie die schwedische Malerin Sophie Adlersparre kennen. Der Umgang mit dieser etwas älteren Freundin bestärkte sie in der Meinung, daß die Malkunst auch für Frauen zum Beruf werden könne.
Mathilda wurde, als Tochter des Oberlandesgerichtsrates in Wasa, Freiherr Carl Fredrik Rotkirch und dessen Ehefrau Augusta Frederika Elisabeth Aminoff, am 28. Juli 1813 auf Stensböle, dem Fideikommissbesitz ihres Vaters, geboren. Dort lebte sie bis zu ihrem vierten Lebensjahr, als die Familie in das Oberlandesgerichtsgebäude nach Wasa zog, wo sie im Geschwisterkreis heranwuchs. Sie muß eine sehr schöne Frau gewesen sein, wie ein Vermerk auf der Rückseite ihres von R.W. Ekeman gemalten Portaits, das in Stensböle hängt, zeigt: „Doch nicht so hübsch wie das Orginal zu Lebzeiten war.“
Als Mathilda 1833 die Kunstschule in Stockholm besuchte, waren J.G. Sandberg und dessen Schüler R.W. Ekeman ihre Lehrer. Im Herbst 1836 nach dem Tod ihres Vaters siedelte ihre Mutter mit ihren Töchtern Mathilda und Therese nach Stockholm über. Mathilda nahm ihre Studien unter Führung Sandbergs und Ekemans wieder auf und malte, wahrscheinlich nach einer Miniatur von Le Moine, ein Portrait ihres Vaters. Längere Zeit arbeitete sie wieder mit ihrer Freundin Sophie Adlersparre zusammen, bis sie mit ihrer Mutter nach Abo zurückkehrte. Sie mußte sich wegen ihres Hustens in ärztliche Behandlung begeben. Auch auf den Rat des Arztes hin folgte sie der Einladung ihrer Verwandten Aminoff, als deren Begleiterin mit gen Süden zu reisen. So erlebte sie Neapel, Venedig, Florenz und Paris, an welch letzteren Orten sie mehrere Monate verbrachte. Sichtbares Resultat dieses Aufenthaltes sind 4 im Louvre entstandene Kopien, die sie in fast vier Wochen vollendete. Nicht mehr gesund, aber glücklich, wieder zu Haus zu sein, kehrte sie am 11. Mai 1841 zurück. Zehn Monate später starb sie, 28 Jahre alt, in Abo. Ihre Asche wurde später auf Näsebacken bei Borgä beigesetzt.
Ihre hohe Wertschätzung auch als Künstlerin geht aus vielen zeitgenössischen Nachrufen hervor: ihr früher Tod sei ein Verlust für die einheimische, dämmernde Kunst. Ihre Bilder seien ausgezeichnet, „von korrekter Zeichnung und äußerst schönen Farben, warm wie ein Sommertag und mild wie ihre zum ewigen Licht geflohene Seele. Sie lassen das große Talent erkennen, das sie mit jeder neuen Arbeit der Meisterschaft näher führte.“
Mathilda hat während ihrer Reise durch Deutschland, Frankreich und Italien in den Jahren 1840/41 ein Reisetagebuch verfasst, das in der von Brigitte v. Witzleben übersetzten Fassung hier als PDF vollständig heruntergeladen werden kann.